Stand Juni 2021

Telus

Symbol: TU

WKN 918447 ISIN CA87971M1032

Vollständiger Name: Telus Corporation

Geschäftsmodell

Telus ist ein kanadisches Telekommunikationsunternehmen mit Hauptsitz in Vancouver BC. Der Name des Unternehmens spricht sich übrigens Telus aus und nicht etwa tell us (englisch für erzähle uns). Telus' Ursprünge reichen auf das Jahr 1990 zurück. Es entstand durch die Privatisierung der staatlichen Telefongesellschaft  Alberta Government Telephones Commission (AGT). Angeboten werden Mobilfunkverträge mit und ohne Smartphones (Telus gehört zu den wenigen Anbietern die Verträge mit unbgegrenzten mobilen Daten anbieten), Internetanschlüsse, IP-TV Anschlüsse (vergleichbar mit Magenta TV der deutschen Telekom), Festnetzanschlüsse, Home Security Services wie Hausüberwachung und Smart Home Services wie intelligente Thermostatsteuerung und Telemedizinprodukte und Dienstleistungen. Mehrere der angebotenen Leistungen könne auch in einem Bundle rabattiert zusammengefasst geordert werden. Telus' Produktangebote können vollständig nur in den Provinzen Alberte und British Columbia genutzt werden. In den beiden Provinzen ist Telus der "Incumbent local exchange carrier" (ILEC) was man mit "amtierender Teilnehmernetzbetreiber" übersetzen kann. Mobilfunkverträge sind im ganzen Land verfügbar. Dabei gelten Telus Verträge als eher teuer, sie bieten aber den besten Zugang zu schnellem mobilen 4G und 5G Internet sowie die beste Netzabdeckung in Kanada. Erwähnenswert ist, dass der Mitkonkurrent Bell sich mit Telus die gleichen Funkmasten teilt, beide Unternehmen aber ein eigenes Netz betreiben. So ist es auch zu erklären, dass Telus leicht besser als Bell abschneidet. Neben Bell ist Rogers der zweite Mitkonkurrent, der zumindest Teile seines Angebots in ganz Kanada anbietet. Telus vermarktet seine Mobilfunkprodukte auch unter den Marken Koodo Mobile und Public Mobile, das ist vergleichbar mit der Zweitmarke der deutschen Telekom "Congstar". Mit 10,813 Mio. Verträgen belegt Telus zur Zeit den dritten Platz auf dem kanadischen Markt, der Abstand zu den Konkurrenten Bell (11,297 Mio.) und Rogers (10,931 Mio.) ist aber nicht groß. Aufgrund restriktiver Gesetze und einer gigantischen Markteintrittsbarriere für neue (Netz)Anbieter kann man sagen, dass die "big three" sich einen Burggraben teilen. Auf dem kanadischen Markt gibt es über dies noch ein paar regional tätige Anbieter wie beispielsweise Sasktel. Sasktel bietet seine Services nur für Bewohner der Provinz Saskatchewan an. Wer sich also nicht nur in ein paar Provinzen Kanadas aufhält sondern landesweit unterwegs ist, wird sicherlich auf Bell, Telus oder Rogers bzw. einer deren Zweitmarken zurückgreifen. Telus hat zur Zeit ca. 78000 Mitarbeiter mit steigender Tendenz. Bereits seit dem Jahr 2000 ist Darren Entwistle der CEO von Telus. Er ist damit der CEO mit der längsten Amtszeit aller Telekommunikationsunternehmen weltweit. Die Marktkapitalisierung beträgt zur Zeit ca. 25,719 Mrd. Euro. 

Zu sehen ist einer der zahlreich in ganz Kanada vorhandenen Telus-Stores. Der hier abgebildete steht in der Hillcrest Mall in Richmond Hill Ontario.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:TelusHillcrestMall-Cropped.jpg

Dividenden

Das Payout Ratio gemessen am Gewinn betrug 2020 112%. Zu erwähnen ist hierbei der Dividendengrundsatz von Telus. Laut eigenen Angaben beabsichtigt Telus die Dividende im halbjährlichen Rhythmus zu erhöhen. Die Erhöhung p.a. soll dabei in einem Bereich von 7 - 10% liegen. Mit diesem "Dividenden-erhöhungs-Programm" hat Telus bereits 2011 angefangen und konnte die gesteckten Erhöhungsziele bisher auch einigermaßen einhalten. Trotz dieser Zielvorgabe werden weitere Dividendenerhöhungen nach wie vor durch den Vorstand genehmigt werden. Das Payout-Ratio soll sich dabei in einem Bereich von 60% - 75% des zu erwartenden Free-Cashflows bewegen. Ob das Programm 2022 weitergeführt werden wird, möchte das Unternehmen nicht zusichern. Diese augenscheinlich sehr nachhaltige Dividendenpolitik erscheint mir vernünftig, da dadurch kein "Zwang" entsteht, eine Dividende weiter zu erhöhen, obwohl es sich das Unternehmen eigentlich nicht leisten kann. Ein Dividendenaristokrat kann Telus so sicherlich nicht werden, dennoch kann Telus auf inzwischen 10 jährliche Dividendenerhöhungen in Folge zurückblicken. Die erste Dividende wurde im Q3 2003 gezahlt. Gemessen am Free Cashflow betrug das Payout Ratio Ende 2020 67%* und erfüllte damit das Dividenden-Regelwerk des Unternehmens. In den letzten 5 Jahren wurde die Dividende um durchschnittlich 6,63% angehoben. Die anfängliche Dividendenrendite beträgt zur Zeit 4,61% und liegt damit deutlich über meinen Mindestwert von 2%, den ich in den Kriterien für das Investment angegeben habe. Gezahlt wird quartalsweise in den Monaten 1 / 4 / 7/ 10.

*Quelle: Annual Report Seite 9


Von 2014 (1,16 CAD) bis 2019 (1,45 CAD) haben sich die EPS recht gut entwickelt. In 2020 konnte Telus jedoch nur 0,95 CAD vorweisen. Der Grund für den Rückgang liegt laut eigenen Angaben u.a. in erhöhten Abschreibungen und getätigten Akquisitionen. Des weiteren hat sich COVID-19 auf das Ergebnis ausgewirkt. Diese Verluste konnten jedoch teilweise durch Wachstum bei drahtgebundenen und Mobilfunk Datendiensten sowie einem Programm zur Verbesserung der Effizienz kompensiert werden. Für das nächste Jahr wird aber schon wieder mit einer Steigerung der EPS auf 1.01 CAD gerechnet. Sinkende EPS waren 2020 bei fast allen Telekommunikationsdienstleistern zu verzeichnen, so beispielsweise auch bei den Mitkonkurrenten Rogers und Bell. Im etwa gleichen Maße ist von 2019 - 2020 auch der Gesamtgewinn gesunken. Der Umsatz hat sich erfreulicherweise nur um 6,73% von 2019 auf 2020 verringert. Das KGV war in den letzten Jahren in einer Range von 16 - 20, betrug aber Ende 2020 aufgrund der bereits genannten Gründe 26,63. Dieses hohe KGV sollte sich gemäß Schätzungen (von nasdaq.com) bis 2023 aber auf etwa 20 wieder normalisieren. Das KBV betrug Ende 2020 2,69 und ist damit zwar nicht günstig, aber auch nicht all zu hoch Bewertet. Bei diesem Wert schwankte Telus schon seit Jahren in einer Range von 2 - 3. Relativ "sportlich" bzw. hoch hingegen scheint das aktuelle PEG Ratio von 3,7 zu sein. 

Verschuldung

 

Die Finanzverschuldung gemessen an der Tilgungskraft des Unternehmens (EBITDA) beträgt 355,86%. Dieser Wert errechnet sich aus der Nettoverschuldung von 14,594 Mrd. (Währung USD $) / das EBITDA von 4,101 Mrd.. Relativ moderat wirkt dagegen das Debt to Equity Ratio von 1,50. Zur besseren Einordnung muss man wissen, dass Telekommunikationsunternehmen in aller Regel stets eine hohe Verschuldung aufweisen. Dies hängt mit dem kapitalintensiven Geschäftsmodell, das permanente Investitionen in den Ausbau, den Erhalt und die Modernisierung erfordert, zusammen. Daher ist die Verschuldungssituation insgesamt noch tragbar bzw. verhälts sich eben geschäftsmodell-typisch. Die gleiche Schlussfolgerung scheint Standard and Poor's auch zu ziehen, denn das Rating fällt mit BBB+ bis A-2 akzeptabel bis gut aus.

Beim Blick auf die Kennzahlen der Profitabilität fällt auf, dass Telus im Vergleich zur direkten Konkurrenz noch Nachholbedarf hat:

Profitablitätskennzahlen Stand Ende 2020 Bell        Rogers     Telus      

Eigenkapitalrendite (ROE)

11,57% 16,11% 9,61%

Gesamtkapitalrendite (ROA)

4,04% 4,09% 2,93%

Kapitalrendite (ROI)

5,40% 5,84% 3,95%

Nettomarge

10,92% 11,44% 7,81%

Warum ich mich dennoch für Telus, dem aus meiner Sicht aussichtsreichsten Unternehmen der drei, entschieden habe, habe ich im Fazit dargelegt.

Die Eigenkapitalquote hat sich seit 2016 bei ca. 28% stabilisiert. In totalen Zahlen konnte das Eigenkapital aber im gleichen Zeitraum von 7,94 Mrd. CAD auf 12,6 Mrd. CAD bzw. 58,7% zulegen. Ein Aktienrückkaufprogramm findet derzeit nicht statt. Die Anzahl der ausstehenden Aktien hat sich von 2014 (1,304 Mrd. Stück) bis 2020 (1,278) quasi nicht verändert.


Telus hat in seiner Firmengeschichte 13 Firmenakquisitionen durchgeführt. Zuletzt wurde Price's Alarms, einem Dienstleister aus der Sicherheitsbranche (Home Security und Überwachung) übernommen. Die Übernahme von "Competence Callcenter" aus dem Dezember 2019 hat mit über 1,38 Mrd. $ (USD) zu buche geschlagen. Diese Akquisition ist übrigens einer der Gründe warum die EPS aus dem Jahr 2020 geringer ausgefallen ist als die Jahre zuvor. Von Firmenteilen getrennt (Exits) hat sich Telus bisher noch nicht.

Untenstehend eine (unvollständige) Auflistung der zuletzt von Telus durchgeführten Firmenübernahmen:

Von einem etablierten Kommunikationsanbieter sind sicherlich keine großen Kurssteigerungen zu erwarten, dennoch beweist der 10-Jahreschart (in der Landeswährung), dass sich ein langfristiges Investment in diesem Unternehmen durchaus bezahlt machen kann. Um 111,10% konnte der Kurs zulegen, zudem hätte der Langzeitinvestor in diesem Zeitraum die Rendite durch die üppigen Dividenden noch deutlich steigern können:

Fazit

Telus ist im hart umkämpften kanadischen Markt der Anbieter der die beste Netzabdeckung bietet. Hinzu kommt, dass Telus das zur Zeit beste Angebot im Bereich unlimitierter mobilen Daten bei Mobilfunkverträgen anbietet. Natürlich schläft die Konkurrenz nicht, aber Telus scheint für die nächste Zeit gut aufgestellt und bereit zu sein, in Zukunft weiter zu wachsen und seine Marktanteile aufgrund der genannten Qualitäten weiter ausbauen. Die nachhaltige Dividendenpolitik wird dafür sorgen, dass stets genug Geld für den Netzausbau zur Verfügung stehen wird, damit der Abstand zur Konkurrenz gewahrt bleibt. Des Weiteren zählt Kanada als eines der top Einwanderungsländer, dadurch wird Telus über die Zeit ohnehin mehr Kunden erhalten, da die Bevölkerung um über 1% pro Jahr wächst. Ich habe am 07.06.2021 insgesamt 60 Aktien zum Preis von 19,10 Euro über mein Depot bei der Targobank erworben. Kanadische Aktien kaufe ich ausschließlich bei diesem Broker, da die Targobank es mir ermöglicht, durch Ausfüllen eines Formulars, die Kanadische Quellensteuer von 25% auf 15% vorab zu reduzieren. Eine späterer Antragstellung wegen Rückforderungen zu viel gezahlter Quellensteuer entfällt somit zum Glück komplett.

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